Angst - Realität oder Hirngespinst?

Diese Frage lässt sich sicher kontrovers diskutieren. Für denjenigen, der die Angst hat, fühlt sie sich selbstverständlich real an. Ein nicht Betroffener schüttelt wahrscheinlich nur den Kopf.

Doch was steckt dahinter? Angst ist eine der Ur-Emotionen. Sie war real, wenn das Mammut vor dem Urmenschen stand. Sie aktivierte alle Überlebensfunktionen - den Sympathikus, der schließlich dafür sorgte, dass eine entsprechende Reaktion auf die Gefahr passieren konnte. 

Heute existieren keine Mammuts mehr, trotzdem gibt es viele Ängste. Diese sorgen dafür, das wir nicht handlungsfähig sind in diesen Angstbesetzten Bereichen.

Angst ist also eine Emotion. Emotionen entstehen im limbischen System unseres Gehirns als Reaktionen auf Situationen, die wir im "Kopf" - also gedanklich- als gefährlich bewerten. Und genau da liegt der Unterschied zwischen Realität und Kopfschütteln.

Ein Beispiel: Eine Klientin kam zu mir und berichtete über eine Meldung in den Nachrichten, dass in Norddeutschland Champagner vergiftet worden sei und etliche Menschen mit starkem Erbrechen reagierten. Sie entwickelte eine solche Angst, dass sie seitdem nicht mehr ausgeht, um nicht vergiftet zu werden.

Ich fragte sie, wie häufig sie Champagner trinke und sie antwortete: "Nie."  Meine nächste Frage lautete: "Wie wahrscheinlich es sei, davon vergiftet zu werden."

"Sehr gering bis unwahrscheinlich." antwortete die Klientin. 

Wie entstand die Angst bzw. handelt es sich hier überhaupt um eine Emotion??

Nein. Eine Emotion ist eine körperliche Reaktion. Bei Angst bekommen wir z.B. Herzklopfen, Schweißausbrüche, erstarren. Die Angst vorm Champagner war nur im Kopf der Klientin. Ein erfundenes Gedankenkonstrukt, vorstellbar wie ein Mobile. An den Champagner hängen sich viele andere Gedanken, die im Einzelnen für den Betroffenen gar nicht mehr genau erkennbar sind. Was aber da ist, ist die vermeintliche Angst und die Reaktion.

Der Champagner war kein Mammut und die Angst nicht real.

Mit Hilfe von Realitätschecks, logischer Disputation und Musterunterunterbrechungen kann es gelingen, solche Gedanken-Konstrukte aufzulösen und Ängste abzubauen. Damit können Betroffene wieder handlungsfähig werden und am Leben teilhaben.

Praxis

Andrea Adelt

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